Das Mammakarzinom ist die häufigste bösartige Erkrankung der Frau. Risikofaktoren für das Auftreten sind ein höheres Lebensalter, Rauchen, Alkoholkonsum, Adipositas, Strahlenexposition, längere Dauer der natürlichen Östrogenproduktion und eine Hormonersatztherapie. Eine genetische Prädisposition liegt bei ca. 5 - 10 % der Frauen mit Brustkrebs vor. Trotz ausreichender Primärtherapie tritt eine Fernmetastasierung bei ca. 20 % aller Patientinnen mit Mammakarzinom auf, vor allem betroffen sind das Skelettsystem, die Lunge, das Gehirn und die Leber.
Bei dem Verdacht eines metastasierten Mammakarzinoms bzw. eins Rezidivs muss vor Einleitung einer Therapie zum einen die Tumorausbreitung und daraus resultierende Komplikationen, wie zum Beispiel stabilitätsgefährdende Skelettmetastasen, untersucht werden. Zum anderen muss die Therapiefähigkeit der Patientin festgestellt werden. Es werden neben Anamnese und klinischer Untersuchung eine Labordiagnostik (Blutbild, Leber- und Nierenwerte, LDH, evtl. Tumormarker) sowie apparative Untersuchungen durchgeführt. Dazu gehören neben EKG und ggf. Echokardiographie je nach Tumorausbreitung die Abdomen- und Lymphknotensonographie, konventionelle Röntgenuntersuchung und Computertomographie und/oder Magnetresonanztomographie sowie die Skelettszintigraphie. Beim Auftreten von Metastasen ist zur Bestätigung des Rezidivs die erneute Entnahme einer Gewebeprobe zu erwägen.
In Abhängigkeit von der individuellen Situation, Lokalisation und Ausprägung der Metastasierung, des Hormonrezeptor- und Her2/neu-Status sowie der Vortherapien wird ein patientenspezifisches Behandlungskonzept erstellt. In den letzten Jahren hat sich die Prognose auch im metastasierten Tumorstadium deutlich verbessert. Durch die multimodalen Therapiemöglichkeiten werden ein längeres Leben und vor allem auch eine erheblich bessere Lebensqualität erreicht.
In enger Kooperation mit dem zertifizierten Brustzentrum am Diakonie Klinikum, geleitet durch die gynäkologische Praxis Dr. Kuhn, Dr. Beldermann und Dr. Ritzmann , dem Onkologischen Schwerpunkt Stuttgart (OSP) sowie der Nachsorgeleitstelle des OSP können am Diakonie Klinikum Stuttgart alle Patientinnen mit Mammakarzinom interdisziplinär betreut werden. Unsere interdisziplinäre Tumorkonferenz setzt sich aus spezialisierten Ärzten der Fachrichtung Onkologie, Gynäkologie, Radiologie, Strahlentherapie, Gendiagnostik, Pathologie und den chirurgischen Fachdisziplinen wie Plastische Chirurgie, Wirbelsäulenchirurgie und Allgemeinchirurgie zusammen und entwickelt für jede Patientin das aktuell bestmögliche Therapiekonzept nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Alle diagnostischen Maßnahmen wie Ultraschall-, Röntgen- und CT-/MRT-Untersuchungen, Skelettszintigraphie, ultraschall- oder CT-gesteuerte Punktionen und die Gendiagnostik können am Diakonie Klinikum Stuttgart ebenso wie die individuelle Behandlung der Patientin (Hormontherapie, Chemotherapie, neue Substanzen, die Anti-HER2-Therapie, Bisphosponate, Strahlentherapie, operative Behandlungsmaßnahmen) durch erfahrene Ärzte durchgeführt werden. Dazu gehört außerdem die Schmerztherapie nach dem WHO-Stufenschema, Behandlung von malignen Pleuraergüssen durch Pleurodese oder Drainageanlage, operative Eingriffe bei stabilitätsgefährdeten Skelettmetastasen, Behandlung von Hirnmetastasen durch hirndrucksenkende Maßnahmen, palliative Resektion von exulzerierten Tumoren oder die Behandlung auf der Palliativstation. Zusätzliche erhalten die Patientinnen eine krankengymnastischer Behandlung und bei Bedarf eine psycho-onkologische Betreuung.