Schilddrüsenkarzinom

Im Diakonie-Klinikum Stuttgart werden pro Jahr weit über 1.200 operative Eingriffe an der Schilddrüse vorgenommen. Das Diakonie-Klinikum ist damit eines der größten Zentren in Deutschland für diese Operationen und hat eine sehr große Erfahrung in der Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenkarzinomen.

Patienten mit einem Schilddrüsenkarzinom werden im Schilddrüsenzentrum des Diakonie-Klinikums Stuttgart fachübergreifend betreut von den Bereichen Hämatologie und Onkologie, der Endokrinologie und der Endokrinen Chirurgie/Schilddrüsenchirurgie.

Einteilung und Häufigkeit von Schilddrüsenkarzinomen

Das Schilddrüsenkarzinom wird in verschiedene Gruppen unterteilt:

  • die differenzierten Karzinome, zu denen das papilläre Karzinom (in Deutschland: etwa 66 Prozent) und das follikuläre Karzinom (in Deutschland: etwa 27 Prozent) zählen
  • das undifferenzierte anaplastische Karzinom (in Deutschland: etwa 3,6 Prozent)
  • das medulläre Schilddrüsenkarzinom (C-Zell Karzinom; in Deutschland: etwa 2,8 Prozent)

Patienten mit differenzierten Karzinomen haben eine sehr gute Prognose. Das Schilddrüsenkarzinom ist eine seltene Erkrankung, schätzungsweise drei Patienten pro 100.000 Einwohner werden jährlich neu diagnostiziert.

Ursachen von Schilddrüsenkarzinomen

In vielen Fällen  sind die Auslöser des Schilddrüsenkarzinoms unbekannt.

Das Risiko, ein Schilddrüsenkarzinom zu entwickeln, ist erhöht nach früheren Bestrahlungen im Rahmen einer anderen Krebserkrankung wie beispielsweise Lymphomen. Nach den Reaktorunfällen in Tschernobyl und Fukushima wurde ein Anstieg der Schilddrüsenkarzinome festgestellt, vor allem bei Kindern.

Zudem gibt es erbliche Karzinomformen. Beim familiären medullären Karzinom beispielsweise wurde eine Mutation des RET Tumorgens, eines Protoonkogens, festgestellt.

Diagnostik von Schilddrüsenkarzinomen

Rasch wachsende Knoten der Schilddrüse oder Heiserkeit können Beschwerden sein, häufig werden jedoch keine Symptome festgestellt und es handelt sich um einen Zufallsbefund. In unserer Sprechstunde wird nach der Anamnese und der manuellen Untersuchung der Schilddrüse eine Blutentnahme inklusive Tumormarker durchgeführt, die Hinweise auf ein Karzinom und auf den Hormonstatus geben kann. Die Basisuntersuchung ist die Sonographie (Ultraschall) der Schilddrüse. Ein Großteil der Schilddrüsenerkrankungen kann durch diese Untersuchungen bereits eingeordnet werden. Bei Bedarf kann nun eine Schilddrüsenszintigraphie erfolgen, um bei größeren Knoten zwischen einem kalten, nicht jodspeichernden Knoten oder einem heißen Knoten zu unterscheiden. Auch die Feinnadelpunktion zur Entnahme von Gewebe ist in eine weitere diagnostische Option.

Behandlung von Schilddrüsenkarzinomen (Operation, Radiojodtherapie)

Bei einem gesicherten Karzinom wird eine genaue Klassifizierung vorgenommen: Je nach Histologie und Art des Karzinoms sowie Größe und Ausbreitung erfolgt die Einteilung in das jeweilige Tumorstadium.

Ist die Diagnose eines Karzinoms gesichert oder sehr wahrscheinlich, ist die Thyreoidektomie, die operative Entfernung der Schilddrüse, die Therapie der Wahl. Falls erforderlich, werden die umliegenden Lymphknoten auch entnommen und untersucht. Eine Heilung ist im Großteil der Fälle möglich.

Je nach Art und Stadium des Krebses erfolgt beim follikulären und papillären Karzinom etwa vier bis sechs Wochen nach der Operation eine Radiojodtherapie mit 131 I, um die eventuell verbliebenen Tumorzellen und Metastasen zu zerstören. Anders verhält es sich beim medullären Karzinom und bei den anaplastischen Karzinomen. Da diese kein Jod speichern, kann keine Radiojodtherapie durchgeführt werden. Beim papillären Mikrokarzinom kann wiederum aufgrund der günstigen Prognose darauf verzichtet werden. Im Rahmen von Metastasierungen ist die Radiojodtherapie bei diesen Tumoren ebenfalls die Therapie der Wahl. Bei der Radiojodtherapie kooperieren wir seit vielen Jahren mit der Nuklearmedizin des Klinikums Stuttgart. Bei metastasierten anaplastischen Schilddrüsenkarzinomen werden – falls notwendig – auch Chemotherapien durchgeführt oder auch ganz neue und moderne Medikamente und zielgerichtete Substanzen, wie Tyrosinkinase-Inhibitoren eingesetzt.

Die Nachsorge der Patienten kann am Diakonie-Klinikum erfolgen.